Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Papi News November 2012

Hallo Avanti Papis
letzthin kam mein unterdessen zwölfjähriger Sohn nach der Schule nach Hause und bedankte sich überschwänglich bei mir, etwas was wahrlich nicht alle Tage vorkommt. Was war geschehen? Hat er über all die schlaflosen Nächte, welche ich an seinem Bett verbrachte, nachgedacht? Ist ihm aufgefallen, dass ich einen grossen Teil meiner Lebenszeit - und Energie- für seine Aufzucht aufwende? Ist er sich meiner ausserordentlichen Kochkünste bewusst geworden? Habe ich aus Versehen in einer schwachen Minute, an welche ich mich freilich nicht mehr erinnern kann, sein Taschengeld erhöht?
Nein, nichts von alle dem. Er hat dank mir eine gute Französischprüfung geschrieben, bzw. er hat, laut seiner Aussage, als einziger die Rückseite ausfüllen können. Dort ging es darum in einer bildlichen Darstellung einer Höhle die dort anzutreffenden Gebilde richtig zu benennen. Und dank meiner pädagogischen Weitsicht konnte er dies auch. Zufälligerweise waren wir nämlich im Sommer in einer Höhle und ich erklärte ihm den Unterschied zwischen Stalagmiten (vom Boden einer Höhle emporwachsende Tropfsteine) und Stalagtiten (von der Decke einer Höhle hängende Tropfsteine) und vor allem, wie man sich merken kann, welche nun die hängenden und welche die emporwachsenden sind. Ganz einfach, mittels eines Schreibfehlers: StalagTITTEN sind diejenigen, äh, ja, ist ja wohl klar, oder? Er hat es auf jeden Fall kapiert und nicht wieder vergessen. C’est genial, n’est pas?
Und das führt mich direkt zum eigentlichen Thema dieses PapiNews, dem Wochenbett, d.h. den sechs bis acht Wochen, in denen sich die frischgebackene Mutter von der Geburt erholt. Es ist auch die Zeit, in welcher sich das neue Familiengefüge festigen muss und welche wegen der grossen Veränderungen für viele Eltern eine Belastung darstellt. Nicht wenige Frauen bekommen den Babyblues, der sich zu postnatalen Depressionen ausweiten kann. Aber auch am Vater geht diese Zeit nicht spurlos vorbei und nicht selten leidet auch er an Depressionen. Studien gehen davon aus, dass ca. 10% aller Väter zwischenzeitlich an postnatalen Depressionen leiden. Typische Symptome, welche oft erst drei bis sechs Monate nach der Geburt einsetzen, sind Freud- und Lustlosigkeit, erhöhte Müdigkeit, Gereiztheit, Schlaf- und Essstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, nächtliches Zähneknirschen sowie körperliche und geistige Erschöpfung. Eine postnatale Depression tritt überdurchschnittlich häufig auf, wenn die Mutter des Kindes ebenfalls an einer solchen leidet. Während dieses Thema bei Müttern zum Glück schon weitgehend enttabuisiert wurde, leiden Väter noch immer darunter, dass diese Problematik oft nicht erkannt und entsprechend nicht angesprochen wird, da die Mutter in der ersten Zeit eher im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.
Im März nächsten Jahres darf ich an der Jahresversammlung der Schweizer Mütter- und Väterberaterinnen ein Kurzreferat zum Thema „Wochenbett aus Vätersicht“ halten und ich möchte auf folgende Aspekte eingehen: Wie kann der Vater die Mutter optimal unterstützen? Welche Unterstützung braucht er seinerseits und wie kann die Mütterberaterin dabei helfen?
Als Väter habt ihr alle eure Erfahrungen mit diesen Fragen gemacht und ich würde mich sehr freuen, wenn mir der eine oder andere kurz von seinen Erfahrungen berichten könnte, so dass ich mein Referat darauf aufbauen kann.

Ich freue mich auf eure Antworten und grüsse euch herzlich

Euer Michi

p.s. Und für diejenigen, die sich gefragt haben, wie ich von den Stalagtiten zum Thema Wochenbett komme, hier die Auflösung: tropfende Stalagtiten -> tropfende Brüste -> Muttermilch -> Stillen -> Wochenbett.
Logisch, oder?

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