Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Papi News Oktober 2014

Hallo Avanti Papis

Manchmal, meist beim ersten Kind, begleiten frischgebackene Väter Frau und Kind in die Mütterberatung. Werden sie dort nach ihrem Befinden gefragt, lautet die Antwort meist: „Gut“.

Manchmal werden frischgebackene Väter von der Hebamme oder der Pflegerin, welche die Mutter im Wochenbett begleitet, nach ihrem Befinden gefragt. Die Antwort lautet dann meist: „Gut“.

Manchmal werden frischgebackene Väter von besuchenden Verwandten und Bekannten gefragt, wie es denn so geht. Die Antwort lautet auch dann meist: „Gut“.

Diese Antwort kommt selbst dann, wenn die Mutter gestresst, die Wohnung unaufgeräumt, die Augenringe gross und das Kind am Schreien ist. Männer tun sich oft schwer damit einzugestehen, dass es nicht gut läuft. Dies im Gegensatz zu den Müttern, welche sich je länger je mehr getrauen Stress, Unzufriedenheit und Depressionen, die nach der Geburt auftreten einzugestehen und ihrer Umgebung mitzuteilen. So wird das Thema der Postpartalen Depression in den Medien auch hauptsächlich in Bezug auf die Mütter behandelt. Dies schon seit längerer Zeit und mit wachsender Akzeptanz.

Anders sieht es bei den Vätern aus. Zwar weiss man, dass auch Väter an Postpartalen Depressionen leiden (Studien gehen von 10%-20% aus), in der breiten Öffentlichkeit ist dies jedoch noch nicht angekommen. Zwar gibt es schon einzelne Berichte über die Schwierigkeiten, welche Männer in der neuen Situation mit ihren kleinen Kindern und der damit verbundenen familiären Umstellung haben, jedoch wird in diesem Zusammenhang selten bis nie über Depressionen gesprochen. Auch über die Schwierigkeit mit einer depressiven Frau zusammenleben zu müssen, nicht wirklich helfen zu können, ihre Stimmungen trotzdem aushalten zu müssen, wird geschwiegen. Dabei wäre es sehr wichtig darüber zu sprechen, weiss man doch, dass Männer, die eine depressive Partnerin haben viel häufiger selbst Depressionen bekommen. Sie sind quasi ansteckend.

Doch wie sollen Männer über etwas sprechen, dass sie selbst gar nicht so wahrnehmen? Manchmal hilft ein ehrlicher, wohlwollender Blick von aussen, manchmal auch die richtige Frage. Statt „Wie geht’s?“ könnte man fragen: „Und? Wie schläfst DU?“ Bist du öfters krank als früher? Ausgelaugt?“ Und wenn ein Vater von den Depressionen seiner Frau erzählt, dann sollte man unbedingt danach fragen, wie er damit umgeht. Manchmal hilft auch der Gang zum Zahnarzt, denn so mancher Mann beginnt vor lauter Stress (den er sich und seiner Umgebung nicht eingestehen würde) mit den Zähnen zu knirschen. Auch der Hausarzt sollte hellhörig werden, wenn ein Mann, der sonst nie in die Praxis kommt, nach der Geburt des ersten Kindes öfters an Grippe, Angina oder anderen Krankheiten leidet.

Zu guter Letzt sollte keine Mutter behandelt werden, ohne dass ein professioneller Blick auf den Partner geworfen wird. Denn selbst wenn der Mann nicht selbst an Postportalen Depressionen leidet, braucht er doch auch Unterstützung. Sonst wird er weiterhin auf die Frage, wie es denn geht, mit einem zähneknirschenden „Gut“ antworten.

Gute Zeit wünscht Euer Michi

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