Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Papi News Oktober 2012

Hallo Avanti Papis
bekanntlich geht der Krug zum Brunnen, bis er bricht. Mein Sohn meint zwar, dass er zum Brunnen geht, bis er leer ist, aber damit sagt er nicht, ob damit der Krug oder gar der Brunnen gemeint ist. In den meisten Fällen wird es wohl der Krug sein, der auf die eine oder andere Weise Schaden nimmt, wobei auch schon mancher Brunnen durch übermässige Wasserentnahme trocken gelegt wurde. Keine Angst, ich berichte im Folgenden nicht über die Herbsttagung des Schweizerischen Brunnenmeister Verbandes, welche am letzte Woche in Frutigen stattfand, nein, mit der Brunnenallegorie möchte ich auf das Thema Burnout, genauer auf die Doppelbelastung der Väter (und Mütter) in Beruf und Familie zu sprechen kommen. Schon mancher Mann ist daran zerbrochen und nicht wenige Familien wurden so ausgetrocknet, denn zur vorgeburtlichen Erwerbsarbeit, welche nach der Geburt des Kindes nur selten reduziert wird, kommt ein neuer Arbeitgeber dazu, welcher selbst nachts um zwei nicht davor zurückschreckt uns zu wecken, weil er gerade Hunger hat, seinen Nuggi nicht finden kann oder wer weiss warum sonst noch. Der grösste Teil des familiären Mehraufwandes übernimmt zwar die Mutter, doch da sie meist in geringerem Masse einer Erwerbsarbeit nachgeht, nimmt die Doppelbelastung für beide gleichermassen zu. Beruf und Familie in Einklang zu bringen ist also eine echte Herausforderung.
Wertvolle Tipps gibt dazu der neu erschienene Extrabrief (als Ergänzung zum bekannten Elternbrief) von pro juventute. In sechs Kapiteln gibt es Informationen und Anregungen zu den folgenden Themenbereichen: Erwerbsarbeit und Familienleben, Arbeitsrecht, Familienergänzende Betreuung, Familienorganisation und Zeitmanagement, Mutter-, Vater-Werden und -Sein sowie zum Paar-Bleiben. Den Link dazu findet ihr wie immer auf unserer neugestalteten Homepage unter www.avanti-papi.ch.

Dass die Väter unter dieser Doppelbelastung leiden, hat auch mit der immer noch fehlenden Wertschätzung der Familienarbeit zu tun. Laut einer Umfrage möchten fast 90% der Väter ihre Erwerbsarbeit zu Gunsten der Familie reduzieren, doch nur knappe 8% tun dies auch. Liegt das wirklich nur an den Arbeitgebern? Oder auch an den sich hartnäckig haltenden Rollenbildern in den Köpfen der Männer zum Thema „Vaterschaft - Vater schafft“?

Einen wunderbar erfrischenden, mir aus dem Herzen sprechenden Text mit dem Titel „Vaterschaft ist...“ hat der Wortkünstler Simon Chen für eine Sendung von Radio Avanti Papi geschrieben (und aufgenommen). Dieser Text könnte glatt als Manifest für Avanti Papi dienen und ich kann allen Krugträgern nur wärmstens empfehlen auf dem Weg zum Brunnen eine Pause einzulegen, um diesen Text zu lesen oder zu hören. Hier eine kleine Kostprobe:
„ Und du merkst schnell, kein Kaderposten kann es mit dem Anforderungsprofil eines Vaters aufnehmen: Etwa im Gebrüll deines Kindes nach Inhalten zu suchen, ihr Gebrabbel richtig zu interpretieren und dich an jedem neuen Wort erfreuen als wär’s ein Sechser im Lotto – das ist Vaterschaft!
Vaterschaft ist, ihr Geschrei aus dem Geschreibrei eines Kinderspielplatzes herauszuhören.
Vaterschaft ist, ein Stück Apfel abzubeissen, um es für den Vierzehnmonatigen mit den vier Zähnen wieder auszuspucken.
Vaterschaft ist, wenn du jetzt mit dem Löffel die Grube für das Seeli im Härdöpfelstock hineindrückst.
Vaterschaft ist, es jederzeit und überall zu machen: auf dem Klo, auf dem Boden, im Zug – Windeln wechseln.
Vaterschaft ist, vor lauter Kinderzeichnungen die Wand nicht mehr zu sehen
Vaterschaft ist die Entdeckung der Langsamkeit. 100 Meter in 9,57 Minuten, neuer Weltrekord!!
Vaterschaft ist, mit den Kindern auf den Spielplatz zu gehen. Auch unter der Woche!“ … mehr

In diesem Sinn und Geist wünsche ich euch einen schönen Oktober.
Euer Michi

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