Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Papi News Februar 2012

Hallo Avanti Papis

Februar! Fasnacht! Karneval! Ausgelassene Zeit der Narren und Guggen!

Obwohl, zum feiern ist mir nicht zumute, denn kaum habe ich den bösartigen Hustenvirus niedergerungen, ist schon die nächste Unbill im Anzug. Laut Medienberichten soll uns eine unsäglich Gripenwelle überrollen, bzw. überfliegen, denn bei besagtem Gripen handelt es sich nicht um eine Mutation des Influenzavirus, sondern um einen schwedischen Kampfjet, welchen das Parlament im Zuge der Aufstockung der Schweizer Armee beschaffen will. Dies obwohl es zweifelhaft ist, ob wir 22 Kampfjets für 3.1 Milliarden Franken brauchen um allfällige Terroranschläge auf Züge, Busse, Hochhäuser oder das WEF in Davos zu verhindern. Mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, bei welchem Kampfjets einen Terroranschlag verhindert hätten und um das bröckelnde Bankgeheimnis zu beschützen wären sie vielleicht geeignet gewesen, aber nach den Ereignissen der letzten Wochen muss wohl davon ausgegangen werden, dass es hierfür schon zu spät ist.

Wie dem auch sei, die Kampfjets sollen beschafft werden und zwecks dessen, bzw. in Ermangelung eines soliden Wirtschaftswachstums, muss deshalb in diversen Bereichen gespart werden. Im Volkswirtschaftsdepartement 125 Mio., im Aussendepartement 42 Mio. und im Departement des Inneren sogar 320 Mio. Franken. Genau dieses Departement ist zuständig für die Einführung einer Elternzeit und da mit Alain Berset sogar ein Vater von drei relativ kleinen Kindern das Departement übernommen hat, wäre zu hoffen gewesen, dass die Schweiz endlich das Europäische Schlusslicht in Sachen Elternzeit einem anderen Land überlässt.

Gerade von den Schweden, welche die Elternzeit schon seit 1974, also nur drei Jahre nachdem die Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt hat, kennen, könnte der Bundesrat in diesem Dossier viel lernen. Während es in der Schweiz keinen gesetzlichen Anspruch auf Vaterschaftsurlaub gibt, kann der schwedische Vater 480 Tage mit seiner Frau teilen, um sich um seine Kinder zu kümmern.

Zu bedenken geben muss ich allerdings, dass auch der schwedische Staat unter der Finanzkrise leidet und die Finanzierung der sehr grosszügigen Elternzeit immer schwieriger wird. Da kommt so eine Bestellung über 22 Gripen natürlich gerade recht. Das generiert Gewinne bei Saab (und somit Steuern für den Staat) und erhält Arbeitsplätze in Linköping (und damit ebenfalls Steuereinnahmen für den Staat). Mit dem Kauf der Gripen finanzieren wir also indirekt die schwedischen Väter. Vielleicht haben sich unsere Parlamentarier ja gedacht, dass es ja eh noch Jahrzehnte bis zur Einführung einer Elternzeit in der Schweiz dauert und dass wir bis dahin die Schweden ein bisschen unterstützen könnten. Das ist lokal gedacht und global gehandelt. Bravo!

So, nun fragt ihr euch bestimmt, woher ich all die Zeit nehme, mir solcherlei Unsinn auszudenken? Ganz einfach: Nach unserem Experiment mit der Zuckerfreien Woche (siehe auch PapiNews vom November 2007), haben wir die Bildschirmfreie Woche eingeführt, d.h. kein TV, kein iPodTouch und kein Computer. Für niemanden. Dies ergibt viel Zeit für Gespräche, Brett- und Kartenspiele und freie Gedankengänge (daher auch die verspätete Auslieferung dieses PapiNews). Ein Experiment, das sich gelohnt hat und welches ich zur Nachahmung dringend empfehlen kann.

Und für alle, welche trotz Fasnacht eine ernste halbe Stunde für die Wissenschaft erübrigen können, bitte ich an einer Umfrage zum Thema „Wie positionieren sich Männerorganisationen“ teilzunehmen: http://masculinities.limequery.com/index.php?sid=23277&newtest=Y&lang=de

Mit närrischen Grüssen
Euer Michi

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