Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Kolumne MännerZeitung Dezember 2012

Fuck-You-Zmorge

Michael Gohlke verplempert den Auftrag, über Männerbegegnungen am VaKi Zmorge zu schreiben.

„Nein, ich will nicht ans Fuck-You-Zmorge“, meinte mein Sohn letzthin, als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass er mich zusammen mit seinem älteren Bruder und seiner jüngeren Schwester zum VaKi-Zmorge (Vater-Kind-Frühstück) begleiten soll, auf dass Mami einen freien Morgen und Papi ein entspanntes Frühstück bekomme.
Handelte es sich bei seiner Ausdrucksweise um eine Verwechslung oder war sie gar absichtlich gewählt? Obwohl es so regelmässig, wie das VaKi-Zmorge (einmal im Monat) stattfindet, auch Proteste dagegen gibt, sind die Jungs, wenn sie denn erst mal dort sind, meist zufrieden. Ähnlich verhält es sich auch mit Vorschlägen wie: «Lasst uns in den Wald gehen» oder «Wie wäre es mit einem gemütlichen Spaziergang». Erst gibt es Proteste, dann gefällt es den Kindern doch.
So gesehen gehe ich zu seinen Gunsten mal davon aus, dass es sich bei der sprachlichen Entgleisung um einen Versprecher handelte, wobei sich dann natürlich die nächste Frage stellt: Woher kennt er eigentlich solche Ausdrücke? Und ist er sich bewusst, dass hier der Verbreitung von Anglizismen in der deutschen Sprache Tür und Tor geöffnet werden? Gut, Fick-Dich-Frühstück wäre nicht minder angebracht gewesen und doch bleibt die Feststellung bestehen, dass englische Ausdrücke immer weiter Einzug in unserer Sprache halten, was ich ausserordentlich schade finde. Aber who cares, denn eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass solche Aktivitäten, wie zum Beispiel ein gemeinsames VaKi Frühstück sehr bereichernd sind und zu spannenden Begegnungen unter Männern führen. An dieser Stelle muss ich allerdings auch gestehen, dass ich tatsächlich mehr wegen der anderen Väter, als wegen der Kinder ans VaKi Zmorge gehe, insofern verstehe ich den Unmut, beziehungsweise die Unlust meiner Kinder mich zu begleiten, respektive begleiten zu müssen. Aber liesse ich sie frei entscheiden, sie würden lieber zu Hause bleiben und mir fehlte die Legitimation fürs VaKi, denn ohne Kinder kann ich dort nicht auftauchen und mir würden die vielen wertvollen Begegnungen mit Männern fehlen, über die ich eigentlich schreiben wollte.
Aber wo kämen wir auch hin, wenn in der Familie jeder täte was er wollte oder wenn die Mehrheit demokratisch entscheiden könnte? Als Familie mit drei Kindern hätten wir bald diverse Haustiere, ja einen ganzen Zoo zu Hause, jedes Wochenende verbrächten wir in einem Vergnügungspark und Brokkoli wäre ein unbekanntes Gemüse und würde vollumfänglich durch Nutella ersetzt. Gut, gegen letzteres hätte ich an sich nichts einzuwenden, denn Nutella gibt es der gesunden Ernährung wegen bei uns zu Hause nur selten. Am VaKi Zmorgen hingegen schon, was wiederum für den Besuch desselben spricht, mal ganz abgesehen davon, dass man dort immer sehr interessante Begegnungen mit Männern hat, über welche mich mein Chefredaktor zu berichten aufgetragen hat. Nein, aufgetragen hat er es nicht direkt, denn soviel ich weiss, herrschen bei der Männerzeitung keine so hierarchischen Strukturen, wie in unserer Familie.
Wobei hier natürlich nicht der Eindruck entstehen soll, dass wir eine Hierarchie im Sinne eines Patriarchates führen, nein, aber es ist nun mal so, dass wir als Eltern mehr Rechte (und auch mehr Pflichten) haben, als die Kinder. Gleichwertig, aber nicht gleichberechtigt, so liesse es sich am besten auf den Punkt bringen. Aber ich schweife schon wieder ab und ehrlicherweise muss ich auch zugeben, dass ich zwar sehr gerne ans VaKi Zmorge gehe, aber nur ungern darüber schreibe, denn die Begegnungen, die dort stattfinden, die Gespräche, die geführt werden, die Stimmungen, die entstehen und der unkomplizierte, solidarische Umgang unter den Teilnehmern sind eigentlich unbeschreiblich.

Anm. d. Red: Wir hoffen nur, dass die Herren Väter etwas gesittet miteinander sprechen und die Männerzeitung als Pflichtlektüre für jedes VaKi-Treffen vorausgesetzt wird.

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