Hallo Avanti Papis
dieses PapiNews möchte ich mit einem Ratespiel beginnen: Ordne die Aussagen zum familienpolitischen Schwerpunkt für die nächste Legislaturperiode (1-6) folgenden Parteien (a-f) zu:
1) Ein Recht auf unbezahlten Urlaub für Väter und Mütter. Kinder- und Ausbildungszulagen sollen steuerbefreit sein. Förderung des Wiedereinstiegs ins Erwerbsleben. Kinderbetreuungsgutscheine für frei wählbare Infrastrukturen und ein bedarfsgerechtes Angebot an Tagesschulen. Abschaffung der Heiratsstrafe.
2) Finanzielle und regulatorische Entlastung der Familien und die Freiheit und Mitspracherechte der Eltern stärken.
3) Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Elternteile fördern. Bezahlbaren Wohnraum in urbanen Zentren. Externe Kinderbetreuung muss sich auch für Mittelstandsfamilien lohnen. Mehr Teilzeitstelle und flexible Arbeitszeitmodelle für Väter und Mütter.
4) Mehr Betreuungsplätze dank Bürokratieabbau und Privatinitiative, gleicher Lohn für gleiche Leistung, Individualbesteuerung und höhere Abzüge von Kinderbetreuungskosten.
5) Es braucht günstige Wohnungen für Familien. Zudem müssen Infrastrukturen und jedem Alter angepasste Freizeitaktivitäten verfügbar sein und Weiterbildungs- und Beratungsangebote für Eltern gefördert und gesamtschweizerisch angeboten werden.
6) Über die Wahl des jeweiligen Familienmodells soll frei entschieden werden können. Um diese Wahlfreiheit sicherzustellen, brauchen Familien Zeit, Infrastrukturen, Einkommen und faire Chancen.
a) SVP, b) SP, c) FDP, d) CVP, e) Grüne, f) GLP
So, es ist euch sicherlich aufgefallen, dass aus Vätersicht nichts Auffälliges dabei ist. Gut, da ist die Forderung nach unbezahltem Urlaub und nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter und Mütter (ohne Ausführung, wie diese erreicht werden soll), aber sonst? Immerhin führt keine Partei den Vorschlag eines Elternkontos, mit welchem auf privater, steuerbefreiter Basis ein Vaterschaftsurlaub finanziert werden soll, ins Feld. Dies, obwohl sich alle genannten Parteien (ausser GLP) mit männer.ch auf eine solche Position geeinigt haben (siehe letzte beiden PapiNews).
Zu diesem Thema kann ich euch auch noch die Resultate der Umfrage bekannt geben. Die Stimmbeteiligung war zwar mit knapp 10% nicht überwältigend, trotzdem können folgende repräsentative Ergebnisse bekannt gegeben werden: 93% lehnen den Vorschlag von männer.ch ab und bevorzugen denjenigen der EKFF. 86% möchten, dass der Vorschlag von männer.ch nicht weiter verfolgt wird und nur 14% sehen in ihm einen konstruktiven Beitrag zur Diskussion rund um die Elternzeit. Das Verdikt ist also klar und ich werde es männer.ch, den beteiligten Parteien und der Presse entsprechend kommunizieren. Es sind derart viele Kritikpunkte am Vorschlag des steuerbefreiten, privaten Elternkontos genannt worden, dass deren Auflistung den Rahmen dieses PapiNews sprengen würde. Daher nur in Kürze die wichtigsten:
- Ungerecht, weil junge, schlecht verdienende (Working Poor), teilzeitarbeitende und studierende Väter benachteiligt werden und weil ungeplante Vaterschaft quasi nicht berücksichtigt wird;
- Grundsätzlich falsch, weil die einzelne Familien zwar Privatsache, die Familie an sich aber von gesellschaftlicher Relevanz ist. Daher hat auch die Gesellschaft an sich die Aufgabe den Vätern zu mehr Zeit zu verhelfen;
- Falsche Anreize, weil selbst in Ländern mit gut ausgebauter Elternzeit nur ca 20-30% der Väter eine Auszeit nehmen. Muss diese selbst finanziert werden, wird die Quote um einiges tiefer liegen;
- Taktisch ungeschickt, weil nach Annahme einer solchen Lösung ein Ausbau auf Jahre hinweg verunmöglicht würde;
- Unemanzipiert, weil es eine Geringschätzung der Väter darstellt, wenn diese weiterhin den Müttern gegenüber benachteiligt werden;
Auf unserer Homepage findet ihr in Kürze die entsprechende Medienmitteilung. Interessierten Lesern schicke ich auch gerne die komplette, anonymisierte Zusammenstellung aller Kommentare.
Nun wünsche ich viel Vergnügen beim Rätseln und um euch ein wenig Mut zu machen, sei noch erwähnt, dass ein mir bekannter, Geschichts- und Staatskunde unterrichtender Gymnasiallehrer auch nur zwei von sechs Aussagen richtig zuordnen konnte (gäbe Note 2).
Bis bald, euer Michi