Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Papi News November 2011

Hallo Avanti Papis

So, die Wahlen sind vorbei! Ob sich in den nächsten vier Jahren aus Vätersicht viel bewegen wird? Ob wir einen anständigen, den Müttern gleichgestellten Vaterschaftsurlaub bekommen werden? Ob sich die Gleichstellungspolitik endliche bewusst wird, dass ohne den Miteinbezug der Väter keine Gleichstellung erreicht werden kann? Ob mehr Väter eine Teilzeitstelle suchen (und finden) werden? Oder ob es bei den diversen Lippenbekenntnissen bleiben wird?

Apropos Lippenbekenntnis: Dazu möchte ich aus einem interessanten Artikel von Enrico Violi zitieren, welcher der Sozialwissenschaftler in der NZZ publiziert hat. Der Autor vertritt nämlich die These, dass zwar nicht wenige Männer eine progressive Haltung gegenüber der Gleichstellung von Frau und Man haben, diese sich jedoch kaum in ihrer Lebensgestaltung niederschlägt. Hier einige Ausschnitte:

„Wie der Blick auf die Realität männlicher Lebenszusammenhänge zeigt, besteht zwischen den Bekundungen von Männern und ihrem Verhalten eine zum Teil erhebliche Diskrepanz. Diese zeigt sich insbesondere dort, wo es darum geht, einen erhöhten Anteil an Hausarbeit und Kinderbetreuung zu leisten, um so dem Ideal einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung nachzukommen.“

„In der Schweiz leisten gegenwärtig rund 60 Prozent der erwerbstätigen Frauen und etwas mehr als 9 Prozent der erwerbstätigen Männer Teilzeitarbeit. Viele dieser Männer arbeiten teilzeitlich, weil sie eine Aus- oder Weiterbildung absolvieren oder weil sie mangels Arbeitsnachfrage oder aus gesundheitlichen Gründen einer Vollzeiterwerbstätigkeit nicht nachgehen können.
Der Mehrheit der erwerbstätigen Männer bleibt somit nur wenig Zeit, um sich der Haus- und Familienarbeit zu widmen. Im Schnitt wenden sie dafür etwa 16 Stunden pro Woche auf, wohingegen erwerbstätige Frauen wöchentlich rund 26 Stunden damit beschäftigt sind.“

„Allerdings ist festzuhalten, dass sich Väter in den letzten Jahren vermehrt an der Kindererziehung und Betreuung beteiligen. Am meisten Zeit für die Kinderbetreuung wenden Väter auf, deren erstes Kind im Vorschulalter ist. Mit zunehmendem Alter des Kindes lässt das väterliche Engagement allerdings zumeist nach und steigt bei erneuter Vaterschaft nicht wieder an. (…) Zudem konzentrieren sich die väterlichen Aktivitäten zumeist auf das Wochenende und beziehen sich vor allem auf das Spielen und die Hilfe bei Hausaufgaben. Das alltägliche Umsorgen der Kinder hingegen bleibt vornehmlich Aufgabe der Frauen, die auch dann die Hauptverantwortung für die Kinder tragen, wenn beide Elternteile vollerwerbstätig sind.“

Und zum Thema Teilzeit schreibt er:

„Wie aus den Erfahrungen vieler Männer hervorgeht, die Teilzeit arbeiten möchten, wird die Verwirklichung dieses Ansinnens nicht nur durch die Arbeitserfordernisse oder den arbeitsorganisatorischen Mehraufwand behindert. Für viele Vorgesetzte ist es nur schwer nachvollziehbar, dass sich Männer aus familiären oder anderen Motiven heraus für eine Teilzeitarbeit entscheiden, während dies bei Frauen normal erscheint.“


Und? Fällt euch was auf?


Der Text ist zehn Jahre alt! Seine Lektüre bewog mich im Jahre 2001 dazu ein Netzwerk für progressive Väter zu gründen. Was damals nötig erschien, macht auch zweieinhalb Legislaturperioden später noch Sinn oder wie es Enrico Violi damals schon formulierte:

„Es gibt nicht wenige Männer, die sich redlich darum bemühen, eine ausgeglichene Aufteilung der Erwerbs- und Familienarbeit herbeizuführen, auf Grund objektiver Sachzwänge jedoch daran scheitern. Diesen kann geholfen werden, wenn Bedingungen geschaffen werden, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer erleichtern. Dazu gehören die Realisierung von familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen, die Ermöglichung von mehr Teilzeitarbeit (auch auf Kaderstufe), ein erweitertes Angebot an familienergänzender Kinderbetreuung, die gesellschaftliche Aufwertung der Haus- und Familienarbeit und weitere, der Gleichstellung von Frau und Mann dienende Massnahmen. Erst auf diesem Weg dürfte sich die Anzahl an «neuen Männern» namhaft steigern.

In diesem Sinne: Happy Birthday Avanti Papi!

Euer Michi

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