Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Papi News Mai 2011

Hallo Avanti Papis

Ende April verbrachte ich einige Tage mit meinen Kindern am Bodensee. Schliesslich muss man ja nicht immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah ist, oder, um es mit einem anderen Sprichwort auszudrücken: Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr.

Im Hafen von Überlingen fiel mir folgende Geschichte ein:
Da schläft ein Fischer in einem Hafen und wird vom Klicken des Fotoapparates eines Touristen geweckt. Von diesem gefragt, warum er hier schlafe und nicht draussen auf dem Meer Fische fange, antwortet der Fischer nur: Wozu? Er habe heute früh schon genügend Fische gefangen. „Aber“, so erwidert der Tourist, „wenn Sie noch einmal fahren, fangen sie mehr Fische, können diese verkaufen und vom Erlös ein neues Boot kaufen, schliesslich sogar ein zusätzliches Boot und so noch mehr Fische fangen und mit dem gesteigerten Gewinn eine kleine, wachsende Flotte aufbauen.“
„Wozu?“, fragt wiederum der Fischer.
„Weil“, erwidert der Tourist, „Sie dann bald so reich sein werden, dass Sie entspannt im Hafen sitzen und zuschauen können, wie die anderen Fischer auf Meer fahren müssen“.
„Nun, das tat ich schon, bis Sie mich dabei mit ihrer Fragerei gestört haben“, entgegnet der Fischer gelassen.

Eine tolle Anekdote, die Heinrich Böll zum Tag der Arbeit 1963 geschrieben hat. Zum ersten Mal gelesen habe ich sie mit 16 Jahren in einem Deutschbuch im Gymnasium. Die Geschichte gefiel mir sehr gut, hatte ich doch schon seit einiger Zeit begonnen, diese Haltung zu leben. Zugegebenermassen nicht aus wohlüberlegter Überzeugung, sondern eher intuitiv und von gewissen Substanzen unterstützt, auf welche ich nicht näher eingehen will. Nur soviel sei gesagt: Ich habe inhaliert!
So fand ich mich, in Ermangelung eines Hafens, häufig am Waldrand dösend, statt im Schulzimmer dem Unterricht folgend, wieder.
Dies nicht zum Wohlgefallen meiner Lehrer und zum Schrecken meiner Eltern. Mit einer solchen Arbeitsmoral werde ich nicht mehr lange am Gymnasium bleiben können und ohne Matur und ohne Studium werde ich nicht das machen können, was ich mal wolle und was mich glücklich mache, wurde mir prophezeit. Nun, mit ihrer ersten Annahme lagen sie genau richtig, wie ich gestehen muss. Meine Leistungen sanken und mit ihnen der Notendurchschnitt und es war nur eine Frage der Zeit, bis ich die mir verhasste, weil ständig fordernde Institution verlassen musste und mich vier Jahre durch eine Berufslehre wand. Seither arbeite ich fast durchwegs Teilzeit und halte es immer noch gerne mit dem Fischer: Ich nehme mir Zeit für die Dinge, die mir wichtig sind und vergesse dabei nie, das dies, und nicht der materielle Wohlstand, der wahre Luxus ist. Und das Ganze ohne Matur und ohne Studium. Natürlich gab und gibt es Situationen, in welchen mir das Fehlen der entsprechenden Diplome Wege versperrten, die ich gerne beschritten hätte. Doch immer gab auch es den einen oder anderen Ausweg und retroperspektiv (ihr seht, Fremdwörter lernt man nicht nur an der Hochschule) gesehen, kann ich sagen, dass ich mit der Böllschen Arbeitsmoral ganz gut gefahren bin und dass mir meine Kinder dafür dankbar sind.

Nur etwas macht mir Sorgen. Was, wenn mein Sohn in der Schule auf eben diesen Text stösst und am Waldrand eins raucht oder im Ausgang über Gebühr trinkt?

Vielleicht hat auch der eine oder andere von euch ein etwas ambivalentes Verhältnis zu Drogen und daher möchte ich dieses Papi News mit folgendem Veranstaltungshinweis beenden.

Am 24.Mai führt männer.ch ein Männerpalaver zum Thema „Männerwelt Alkohol – Ein Abend für Genuss und Gespräch“ in der Brauerei Humbel in Baden durch. Das Programm beinhaltet eine Führung durch die Brauerei, eine Schnapsdegustation und das von Christoph Walser moderierte Palaver. Infos und Anmeldung findet ihr unter http://www.humbel.ch/aktuell/veranstaltungen.

In diesem Sinne: Prost!

Euer Michi

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