Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Papi News Juli 2011

Hallo Avanti Papis

Gestern Abend gab es auf Wunsch meiner Kinder Raclette. Mitten im Sommer! Am Mittagstisch beschwerten sich die beiden nämlich, es gäbe bei mir immer nur Spaghetti. Dies ist natürlich eine infame Unterstellung, koche ich doch genauso oft Fusilli, Penne, Makkaroni, Rigatoni, Farfalle und manchmal auch Hörnli. Trotzdem haben sie mich, nachdem ich sie fakultativ konsultiert habe, demokratisch überstimmt und so beugte ich mich dem Diktat der Massen. Für einmal. Denn würde dieses Vorgehen zur Regel, wir wohnten bald in einem Streichelzoo mit Meerschweinchen, Mäusen, Ratten, Affen und Schlangen, wobei ich bezweifle, dass die Schlange, welche sich einer meiner beiden Söhne zu Weihnachten wünscht, zur Kategorie Streicheltiere gehört. Des Weiteren würden wir alle künftigen Urlaube im Europapark verbringen, wo wir uns ausschliessliche von demokratisch gewählten Pommes Frites ernährten. Oder aber, ich verschiebe die Einführung der Demokratie in der Familie und entscheide weiterhin nach dem Grundsatz: Gleichwertig, aber nicht gleichberechtigt.

Dass die partizipative Demokratie nicht ganz einfach ist, zeigt sich auch daran, dass Männer.ch, der Dachverband der schweizerischen Männer- und Väterorganisationen, Anfang Juni einen Vorschlag zum Vaterschaftsurlaub/Elternzeit via Medien veröffentlicht hat, ohne uns im Entscheidungsprozess zu beteiligen oder wenigstens vorgängig zu informieren. Als Kollektivmitglied und grösstes Väternetzwerk hätten wir gerne mitgedacht, mitgearbeitet oder wenigstens Stellung genommen.

Wie dem auch sei, die Einführung einer Elternzeit ist eine unserer Kernforderungen und da der Vorschlag von Männer.ch deutlich von unserem abweicht, möchte ich euch wenigstens im Nachhinein um eure Meinung fragen. Dies ist auch der Grund, warum ich ausnahmsweise zwei Dokumente als .pdf anhänge. Einerseits der neue Vorschlag von Männer.ch und andererseits der Vorschlag der Eidgenössischen Koordinationskommission für Familienfragen (EKFF), welcher sich mit unserer Forderung nach einem, den Müttern gleichwertigen Vaterschaftsurlaub weitgehend deckt.

Im Wesentlichen sieht der neue Vorschlag vor, dass Väter analog zur dritten Säule einen Teil ihres Lohnes steuerbefreit auf ein „Elternkonto“ einzahlen können, um es im Falle einer Elternschaft für eine Arbeitszeitreduktion zu gebrauchen. Arbeitgeber beteiligen sich finanziell nicht, werden aber (je nach Ausgestaltung der Vorlage) verpflichtet, den Vätern eine Auszeit oder Arbeitszeitreduktion zu gewähren. Dieses Sparmodell wird entweder privat angeboten oder aber (freiwillig) von den betriebseigenen Pensionskassen. Erfüllt sich der Kinderwunsch nicht, fällt das angesparte Guthaben ans Altersguthaben. Dieses Modell ist freiwillig und privat finanziert, jedoch steuerlich absetzbar. Wie die Steuerausfälle kompensiert werden sollen, ist nicht klar.

Der Vorschlag der EKFF sieht eine 24 wöchige Elternzeit vor, wobei je 4 Wochen nur vom Vater, bzw. der Mutter genommen werden kann. Die übrigen 16 Wochen können frei aufgeteilt werden. Dabei werden den Eltern 80% des bisherigen Lohnes ausbezahlt. Finanziert wird dieses Model entweder über die Erwerbsersatzordnung (analog zum bestehenden Mutterschaftsurlaub) oder über eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Dieses Modell steht allen Arbeitnehmern gleichermassen zur Verfügung und orientiert sich an anderen europäischen Modellen (siehe Anhang).

Um detaillierte Stellungnahmen bin ich sehr dankbar. Ihr könnt aber auch die untenstehenden vorbereiteten Antworten (mehrere Antworten möglich) ankreuzen und mich so eure Meinung wissen lassen. Ich werde das Ergebnis der Umfrage im nächsten Papi News veröffentlichen und an Männer.ch weiterleiten. Hier also die Fragen:

(  ) Ich bevorzuge den Vorschlag von Männer.ch
(  ) Ich bevorzuge den Vorschlag der EKFF
(  ) Ich bin gegen den Vorschlag von Männer.ch, weil …
(  ) Ich bin gegen den Vorschlag der EKFF, weil ….

Männer.ch fordert nach wie vor einen gesetzlich verankerten und staatlich finanzierten Vaterschaftsurlaub, möchte mit dem neuen Vorschlag aber Bewegung in die Diskussion bringen. Daher noch zwei Folgefragen:

(  ) Damit sich endlich was bewegt, sollte der Vorschlag von Männer.ch umgesetzt werden, der Vorschlag der EKFF sollte aber das Ziel bleiben.
(  ) Sollte das Modell von Männer.ch umgesetzt werden, verzögert oder verunmöglicht es ein Modell gemäss EKFF, daher sollte nur der Vorschlag der EKFF verfolgt werden.

Damit ihr nicht zu viel lesen müsst, habe ich den Vorschlag der EKFF auf vier Seiten gekürzt. Das vollständige Dokument findet ihr aber auf unserer Homepage.

Danke im Voraus für eure Antworten und herzliche Grüsse

Euer Michi

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