Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Papi News Januar 2013

Hallo Avanti Papis

1980 war sportlich gesehen ein kurioses Jahr. Da  waren z.B. die olympischen Sommerspiele in Moskau, die wegen des Einmarsches der Sowjetunion in Afghanistan von mehr als 60 Staaten boykottiert wurden.  Die Schweiz beteiligte sich nicht am politischen Protest, nahm mit vierundachzig Sportlern am Wettbewerb teil und holte zwei Medaillen, eine im Judo und eine in der 4000m Einzelverfolgung mit dem Velo. Das Maskottchen hiess Mischka (Russisch für Michi) und war mir als Namensvetter natürlich sehr sympathisch, weshalb ich mich dem Boykott übrigens ebenfalls nicht anschloss. Im Winter gab es dann das sogenannte „Miracle on Ice“. Die amerikanische Eishockeymannschaft schlug die bis anhin als unschlagbar geltenden Sowjets überraschender Weise und wurden Olympiasieger, was mich als Anhänger des sowjetischen Hockeys natürlich sehr wurmte.  Und, was den wenigsten bekannt sein dürfte, für mich persönlich aber fast wichtiger war, im Jahre 1980 verliess ich den EHC Kloten, für den ich fast drei Jahre spielte. Dass sich der Club davon nie mehr richtig erholt hat, zeigte sich gestern. Nach fast dreiunddreissig Jahren war ich wieder einmal an einem Match im Schluefweg und was machen meine ehemaligen Mannschaftskollegen? Sie vergeben einen 2:1 Vorsprung und verlieren gegen den momentanen Tabellenersten mit 2:4! Natürlich war ich zutiefst betrübt und natürlich konnte das meine Frau, welche mich zusammen mit meinem Sohn ans Spiel begleitete, nicht nachvollziehen! Das liegt vielleicht daran, dass sie Mitleid mit einem Fribourg Spieler hatte, der von einem Klotener etwas hart an die Bande gecheckt wurde. Ich fand es nicht so schlimm, denn Empathie gehört ja bekanntlich nicht zu den Kernkompetenzen eines Eishockeyspielers (oder Fans). Aber meine Frau hat sicher mehr davon, als ich. Jetzt wo ich es so schreibe, fällt mir überhaupt auf, dass ich nur eine einzige Frau kenne, welche sich überhaupt für Eishockey begeistern kann. Doch die ist Fan vom EHC Arosa, welcher zwar 1980 Schweizer Meister wurde (was für ein Zufall!), sich aber 1986 freiwillig in die dritte Liga zurückzog. Seither ist der EHC Kloten der „dienstälteste“ Eishockeyclub in der Nationalliga A. Aber das nur so nebenbei.

Ich könnte noch stundenlang über weitere Aspekte meiner männlich-sportlichen Sozialisation schreiben, aber ich möchte diejenigen unter euch, welche dem Sport im Allgemeinen (und dem Eishockey im speziellen) nicht so zugetan sind, nicht weiter langweilen. Andererseits scheint genau dies für die Forschung von grossem Interesse. Im Rahmen eines Forschungsseminars am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Zürich suchen fünf junge Werkstudentinnen eine Männergruppe, welche sich in ihrem Beisein ein bis zwei Stunden über das unterhält, was Männer in ihrer Entwicklung wirklich bewegt. Ob es sich dabei tatsächlich um sportliche Ereignisse handelt, welche uns noch heute prägen, sei einmal dahingestellt. Die einleitenden Fragen und anschliessenden Themen werden wohl von den Studentinnen gegeben. Falls sich also jemand von euch regelmässig mit Freunden trifft oder Mitglied einer Männergruppe ist und das Projekt unterstützen möchte, bitte meldet euch bei mir (info@avanti-papi.ch).

Ansonsten hoffe ich, dass Kloten heute Abend in Genf gewinnt und grüsse euch herzlich
Euer Mischka/Michi

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