Hallo Avanti Papis
kennt ihr den Unterschied zwischen Quöllfrisch, Amber, Sprint und Amboss? Bis vor kurzem kannte ich den auch nicht. Dann aber ging ich zum Arzt, liess mich unterbinden (vasektomieren), ein an sich harmloser Vorgang, bei dem unter lokaler Betäubung die Samenleiter in den Hoden durchtrennt werden. Trotzdem machte ich zwischenzeitlich beinahe einen Taucher, welcher aber eher meinem tiefen Blutdruck, denn dem Geschnipsel an meinen Hoden geschuldet ist. Oder beides. Die aufmunternden Worte des Arztes, ich solle doch an einen schönen Sandstrand denken, halfen auch nicht, denn ich mag keine Sandstrände, was der Arzt natürlich nicht wissen konnte. Nach der Operation bot er mir dann einen Kaffee an, womit er wieder falsch lag. Also sagte ich ihm, dass mir ein Bier eigentlich lieber wäre und weil ich wohl doch einigermassen einen mitgenommenen Eindruck machte, holte er gleich zwei Flaschen: Quöllfrisch und Amber. Ich solle doch mal probieren, welches mir besser schmecke. Wow! Das nenne ich dann einen Service. Unterdessen war es Abend geworden, die Praxis hatte schon geschlossen und ein weiterer Arzt, samt frisch unterbundenem Mann, gesellte sich zu unserer Runde und es wurden weitere Biere (Sprint und Amboss) zur Degustation angeboten. Ehrlich gesagt weiss ich wirklich nicht mehr, welches Bier mir am besten schmeckte, aber ich weiss, dass ich nun noch drei Monate Zeit habe, ein weiteres Kind zu zeugen, ab dann wird es verdächtig, sollte meine Herzallerliebste trotzdem schwanger werden. Bis dahin sollte ich noch ca. 40 bis 50 Mal, nun ihr wisst schon, damit sich alle noch vorhandenen und eventuell versteckten Spermien verdünnisiert haben. Quasi ärztlich verordnetes ... was auch immer :-)
Und warum erzähle ich euch das? Nun, weil es sonst niemand tut. Also nicht das Unterbinden, sondern das darüber reden. Ein weiteres Tabuthema, welches es aber nicht verdient ein Tabuthema zu sein. Denn die Vasektomie hat einige Vorteile: Ich spare die Kosten für die Gummis; ich kann das Handy in der Hosentasche tragen, ohne Angst haben zu müssen, unfruchtbar zu werden; ich muss nicht beleidigt sein, wenn mich jemand ein Weichei schimpft; ich habe eine Ausrede nicht vom Dreimeterbrett springen zu müssen (der Arzt hat es mir verboten); ich habe ein Thema, um das Sommerloch zu stopfen; ich muss keine Angst vor Vaterschaftsklagen haben; ich darf für ein paar Wochen wie John Wayne herumlaufen (zumindest, was die O-Beine betrifft); und, und, und.
Allerdings sollte man sich schon sehr sicher sein, keine weiteren Kinder mehr haben zu wollen, denn der Schnitt ist fast nicht mehr rückgängig zu machen. Für mich persönlich steht aber fest: „Es gibt keinen Grund, es nicht zu tun.“
Das gleiche Votum stammt übrigens auch vom Teilzeitunternehmer Rinaldo Dieziger, allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang, wie ihr unter http://www.teilzeitkarriere.ch/teilzeit1x1/teilzeitgeschichten.html nachlesen könnt. Teilzeitarbeit ist zwar kein Tabuthema mehr, doch wer Teilzeit arbeiten will, muss gegen Rollenbilder und Existenzängste ankämpfen. Dass sich dieser Kampf lohnen kann, zeigen die Teilzeit-Geschichten von Menschen, die ihre Lebenszeit teilen, um sie zu multiplizieren. Eine lohnende und anregende Lektüre!
Viel Spass beim Lesen wünscht Euer Michi