Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Kolumne swissmom.ch Januar 2014

Falsche Farben, falsche Bilder

Der Kolumnist macht sich Gedanken um falsche Bilder in Kinderbüchern und auf Handys.

Wenn ich so zum Fenster raus schaue, dann sehe ich eine Menge parkierter Autos. Jeden Tag. Es fiel mir schon gar nicht mehr auf, bis ich auf die Farben der Wagen achtete. Heute zum Beispiel stehen vier schwarze, zwei dunkelblaue, vier dunkelgraue, vier weisse und sechs silbrige Karossen vor der Tür. Ach ja, ein rotes hat es auch noch. Nicht sehr farbenfroh, was man auf unseren Strassen so sieht. Ganz im Gegensatz zu den Autos in den Bilderbüchern. In einem Wimmelbuch aus dem Jahre 2009 sind auf der ersten Seite ein oranges, ein gelbes, ein rotes, ein grünes und ein blaues (viel heller und kräftige als das, was vor der Tür steht) zu sehen. Ich meine mich erinnern zu können, dass es früher, also als ich jung war, also wirklich früher, viel mehr bunte Autos gab als heute. Möglicherweise sind die Zeichner der Kinderbücher alle aus meiner Generation?

„Was soll’s?“, mag so mancher sagen und tatsächlich ist es weder für die Erziehung noch für die Lebensgestaltung der Kinder essenziell, ob die Autos in der Realität so bunt sind wie diejenigen in den Kinderbüchern. Wenn ich aber so darüber nachdenke, fällt mir ein, dass in allen Kinderbüchern über den Wald Füchse, Dachse, Rehe, oft auch Hirsche und jede Menge Vögel, sogar Eulen zu sehen sind. Ich selbst habe zwar schon einen Fuchs gesehen, jedoch auf einem Parkplatz und nicht im Wald. Auch ein Dachs ist mir schon vors Auto gelaufen, aber als Kind bin ich auf meinen zahlreichen Streifzügen durch den Wald keinem dieser Tiere begegnet, nicht einmal einem Reh. Als Kind hatte ich lange das Gefühl, dass es im Wald öde ist und dass etwas fehlt, ohne dass ich hätte sagen können, was dieses Gefühl ausmacht. Heute denke ich, dass es diese Diskrepanz aus Bilderbüchern und Realität war. Je nach Alter eurer Kinder sind Bilderbücher natürlich nicht mehr aktuell. Aber unabhängig vom Alter ist das, was unseren Kindern und Jugendlichen via Medien (dazu zählen Bilderbücher genauso wie Film ab DVD, Kino, YouTube oder Handy) vermittelt wird, nicht das, was sie im Leben tatsächlich erfahren. Und wenn es um Gewalt oder Sex geht, wird die Sache spannend bzw. heikel.

Dieser Thematik hat sich pro juventute in letzter Zeit vermehrt angenommen. Daher empfehle ich allen Eltern mit Kindern im Schulalter einen Blick auf www.projuventute.ch. Dort hat es interessante Filme, welche man für sich oder mit den Kindern anschauen kann. Und dass niemand denke, es betreffe ihn nicht, weil sein Kind kein Handy hat. Auf jedem Schulhof, egal ob Unter-, Mittel- oder Oberstufe hat es Kinder mit Handys und jedes Handy hat ja heutzutage eine Kamera und meist auch Zugang zum Internet. Egal wie wir zu den neuen Medien stehen, ob begeistert oder ablehnend, wir kommen nicht darum herum, uns damit auseinanderzusetzen.

Im Wimmelbuch mit den bunten Autos gibt es übrigens tatsächlich einen Mann, der mit einem Handy (mit ausfahrbarer Antenne!) telefoniert. Ansonsten machen die Leute auf den Parkbänken, im Schwimmbad, beim Skifahren, am Bahnhof alles Mögliche, nur nicht auf ihrem Telefon tippen, bzw. streicheln.

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