Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Kolumne MännerZeitung März 2011

Feminismus, Antifeminismuns und als Gegenpaar Maskulinismus oder Antimachismus? Es scheint, als wäre die Identität des Mannes in den letzten Jahren ein wenig ins Wanken gekommen. Doch ich muss zugeben, dass auch ich nicht vor tiefen Identitätskrisen gefeit bin. Allerdings stossen mich nicht die Frauen auf die Suche nach mir selbst, sondern meine Kinder. Immer wieder schaffen sie es, dass ich mir die essenzielle Frage stelle: Wer bin ich eigentlich? Bin ich ein Lastesel, der auf Ausflügen diverse Rucksäcke, gesammelte Stöcke, schöne Steine, vom Boden aufgelesene, alte Fahrradschlösser und auf den letzten Metern auch noch die müden Kinder schleppt? Bin ich der Hausdiener, der kocht, putzt, wäscht und Zimmer aufräumt? Oder bin ich gar ein Geldinstitut, welches unbeschränkt und zinsfreie Kredite für Spielzeugkaufräusche gewährt? Vielleicht von allem ein bisschen und zum Glück auch noch Geschichtenerzähler, Sänger, Fussballer, Wegbegleiter, Schachspieler, Auskitzler, Kuschelbär und Kletterbaum! Zusammengefasst: Ich bin ein Avanti Papi!

Zum ersten Mal hat sich nun auch die Wissenschaft mit uns auseinandergesetzt. In einer breit angelegten Studie hat Martin Werner die männliche Familienarbeit auf ihre Ressourcen und Belastungen untersucht. Zu diesem Zweck hat er 93 Avanti Papis befragt und die Ergebnisse mit dem Schweizer Durchschnitt verglichen. Die Resultate findet ihr wie immer auf www.avanti-papi.ch. Einige interessante Aspekte, möchte ich aber hier schon erwähnen: Avanti Papis investieren 10 Stunden mehr in die Familien- und Hausarbeit, als der Schweizer Durchschnitt. Am zufriedensten ist der Avanti Papi, wenn er 40-60 Wochenstunden in die Familienarbeit einbringt und zwischen 45% und 65% erwerbstätig ist. Zudem ist der Avanti Papi gut gebildet und hat ein entsprechend hohes Einkommen. Im Schnitt ist der Avanti Papi zu 80% angestellt, während seine Frau 50% erwerbstätig ist. Dieses Engagement bringt es mit sich, dass wir uns auf den verschiedensten Gebieten qualifizieren und im Winter verwandeln wir engagierten Väter uns mitunter auch in Krankenpfleger.

Dieses Jahr haben sich die frei zirkulierenden Viren wohl abgesprochen, um ausgerechnet bei uns zu Hause einen Kongress abzuhalten. Der Höhepunkt ihrer Arbeit gipfelte darin, dass ich an einem Samstagabend mit unserer Kleinen zwei Stunden im Wartezimmer des Spitals auf die zum Glück entwarndede Diagnose der Ärztin warten musste: keine Lungenentzündung! Dafür viel Zeit im Wartezimmer und den Gängen der Abteilung, in welcher ich ein Werbeplakat des Schweizerischen Berufsverbandes der Pflegefachfrauen- und männer stiess. Es scheint, dass auch das Pflegepersonal aus mehr als einer Identität besteht, denn in bunten Letter stand da geschrieben: Ich bin auch eine Pflegefachfrau, ein Wundfachmann, eine Wicklerin, ein Begleiter, eine Trösterin, ein Überwacher, eine Zuhörerin, ein Übersetzer, eine Schmerzfachfrau und ein Trouble Shooter. Lauter Aufgaben, welche mir als Vater doch sehr bekannt vorkommen. Interessant ist allerdings die Geschlechterzuweisung oben genannter Eigenschaften. Männer überwachen, begleiten, übersetzen, lösen Probleme und sind für die Wunden zuständig, während die Frauen pflegen, trösten, wickeln, zuhören und die Schmerzen lindern. Stereotypischer hätte es kein Antifeminist formulieren können.

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