Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Kolumne MännerZeitung Dezember 2009

Mitte Oktober kam die neue deutsche Komödie „Männerherzen“ von Simon Verhoeven in die Kinos. Ein Film, der fünf sehr unterschiedliche Männer, bzw. Männertypen darstellt, wie sie um Frauen buhlen, ihr Leben neu ordnen, Werte über den Haufen werfen und, wie könnte es anders sein, sich immer wieder prügeln. Dies scheint eines der tiefsitzensten Rituale unter Männern zu sein.

Ich erinnere mich, dass ich als Kind schon lauter Filme gesehen habe, in welchen sich Männer prügeln. Von Terence Hill über Winnetou bis James Bond, immer tragen Männer ihre Konflikte mittels Prügeleien aus. Aber halt. Gab es da nicht mal einen Männerfilm in den Achzigern? Sie erinnern sich bestimmt noch an „Männer“ von Doris Dörrie, einen Film über einen betrogenen Ehemann, der bei seinem Nebenbuhler einzieht? Und da gab es eine Szene, die mir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Julius und Stephan, die beiden Kontrahenten gehen Joggen und geraten in Streit. Julius will sich mit Stephan prügeln, doch dieser geht nicht darauf ein, weicht aus. Auf den Kommentar von Julius, mit ihm könne man sich ja nicht mal prügeln, meint Stephan, dass er dies auch gar nicht wolle. Man stelle sich eine solche Antwort von Bruce Willis oder Arnold Schwarzenegger vor! On da das Geschlecht der Regisseure eine Rolle spielte?

Kinder balgen gern, manchmal prügeln sie sich auch. Das ist an sich kein Problem und es gehört wohl zum normalen Entwicklungsprozess die eigene Kraft und die des „Gegners“ auszuloten. Dabei ist es Sache der Eltern, ihren Kindern Respekt vor einem „Nein“ beizubringen. Insbesondere den Vätern kommt im Umgang mit ihren Söhnen eine besondere Rolle zu. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das kindliche Spielverhalten einen wesentlichen Einfluss auf das Beziehungsverhalten junger Männer hat. Dass heisst, wenn Jungs beim Balgen Grenzen ausprobieren können und lernen diese dann auch zu akzeptieren, werden sie dieses Muster auch später anwenden können. Die Regel sollte hierbei lauten: Wenn es weh tut oder wenn der andere nicht mehr will, ist Schluss. Gerade die umbarmherzige Gewalt von einigen wenigen Jugendlichen, aber auch die Rücksichtslosigkeit, welche sich in den oberen Etage der Gesellschaft immer weiter und massiver ausbreitet, zeigt, dass hier ein Manko an männlichen Vorbildern herrscht.

Dass sich männliche „Prügelrituale“ auch anders austragen lassen, zeigt folgende Begebenheit: Als ich vor einiger Zeit mal in der Agglomeration von Zürich unterwegs war, hörte ich ganz in der Nähe, wie sich ein paar Jugendliche anpöbelten: „Hey, weisch, muesch ha Respekt, suscht schlah ich dich grad.“ „Sicher nöd, weisch, schuscht schlan ich zrugg und mach dich voll fertig!“
Aufs schlimmste gefasst bog ich um die Ecke und was musste ich sehen: sie spielten Strassenschach!

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