Newsletter & Kolumnen von Avanti Papi


Kolumne MännerZeitung Dezember 2011



Oooouuuuhhhhmmmmm. Beim Kochen. Oooouuuuhhhhmmmmm.
Beim Staubsaugen. Oooouuuuhhhhmmmmm. Beim Hausaufgaben helfen.
Oooouuuuhhhhmmmmm. Beim Windeln wechseln. Nein, da tönt es eher so:
Oh, uh, iiihhhhhh.

Mir scheint, dass sich der familiäre Alltag und die Spiritualität beissen. Dies, obwohl das Vatersein durchaus spirituelle Themen aufgreift. Da ist die Transzendenz, da ich auch nach meinem Tod durch meine Handlungen in meinen Kindern weiterlebe. Da ist die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod: Jeder Vater macht sich mal Sorgen um seine Kinder und manch einer denkt auch darüber nach, wie die Kinder mit dem Tod des Vaters umgehen würden. Schliesslich wird man früher oder später auch damit konfrontiert, ob und wenn ja, wie man seinem Kind die Religion näher bringen will. An manchen Familientischen wird auch heute noch gebetet, Familien besuchen gemeinsam am Sonntag den Gottesdienst in der Kirche, andere gehen in eine Moschee und bei vielen hat all dies eigentlich mehr mit strukturierten Ritualen und Tradition, denn mit Spiritualität zu tun.
An sich sind ja auch die Religionen nicht auf Familien ausgerichtet.

Diejenigen Orte, in welchen Spiritualität täglich gelebt wird, die Klöster, sind familienfreie Zonen und selbst bei den sogenannten Naturvölkern sind die spirituellen Riten den Erwachsenen vorbehalten. Manche Religionen sehen vor, dass man als junger Erwachsener ein paar Jahre im Kloster verbringt, um sich dann zu entscheiden, sein Leben weiterhin der Religion zu widmen oder wieder in die Welt hinauszugehen, um eine Familie zu gründen.

Und doch finde ich mit meinen Kindern eine intensive Spiritualität. Es ist die Verbundenheit mit diesen kleinen Wesen, eine Verbundenheit vom ersten Augenblick an, eine Verbundenheit, die nicht auf gegenseitiges Geben und Nehmen beruht, eine vollkommen uneigennützige Verbundenheit. Eine Liebe ohne Verliebtheit, eine Liebe, die sich ihre Tiefe nicht jahrelang erarbeiten muss, eine Liebe, die einfach von Anfang an da ist, ohne Reflexion und Wahlmöglichkeiten. Es ist eine Opferbereitschaft, weil ich für meine Kinder alles geben würde, wenn es sein müsste. Ausser den Geschirrspüler ausräumen. Und ihr Zimmer aufräumen. Das müssen sie schon selbst tun, aber damit wären wir eben wieder im unspirituellen Alltag angekommen…

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